Kultur und Sehenswürdigkeiten 4: Bildstöcke und Steinkreuze
Bildstöcke
Insgesamt acht Bildstöcke, die allesamt den Status eines Kulturdenkmals nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz besitzen, widerspiegeln im Ortsbild die katholische
Prägung des Dorfes in einer Umgebung mit protestantischer Dominanz. Sie wurden zwischen 1726 und 1840 errichtet und liegen verstreut innerhalb und außerhalb des Dorfes. Die Bildstöcke sind
sandsteinerne, von auf Sockeln stehenden Säulen getragene Flachreliefbilder, ihre durchschnittlich Höhe liegt bei 2,50 m. Es werden zwei Typen unterschieden. Die älteren Stöcke (1726-1804) tragen von
Voluten gerahmte Bildfelder, über denen sich geschweifte, zuweilen mit einem Kreuz besetzte Giebel befinden. Die jüngeren (1804-1840) Formen erscheinen als einfache Ädikulen mit Segmentgiebeln.
[1]
Die Bildstöcke im Einzelnen:
Abb. | Datierung | Flur | Lage | Beschreibung/Inschrift |
1 | 1726 | neben der Kirche | Tafel: Kreuzigungsgruppe. Inschrift: DIESES / BILDT / HAT / FRANT(S) / SCHÖFER VND / ANA CHRISTINA / (MAG)EN LASSEN / 1726 Künstler: „Boxbrunner Meister“ |
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- | 1729 | „Am Kastell 10“ (Innenhof) | Tafel: „Walldürner Blutbild“ (1840 eingesetzt). Inschrift: DIESS / BILT·HAT / LASEN AVF / RIGTEN·JO / HANES / ·KRIM SCHV / LTEIS VND / SHINE HA / VS FRAV / ANGNES / 1729 Künstler: „Boxbrunner Meister“ |
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2 | 1803 |
„Spitzacker“ |
südöstlicher Ortsausgang | Tafel: Vesperbild; auf den Seitenflächen Wendelin und Johannes Nepomuk. Schaft: Engelskopf; blattartiges Dekor. Inschrift: EX VOTO JOHANES NOHE V MARGARETA DESEN EHEWEIB ANO 1803 Künstler: „Mudauer Meister“ |
3 | 1803 | am Gasthaus „Grüner Baum“ | Tafel: Heilige Dreifaltigkeit; von den Figuren auf den Seitenflächen ist nur noch Wendelin identifizierbar. Schaft: Vesperbild mit Spuren ehemaliger Bemalung; Rosetten; auf dem vorderen Sockelfeld Doppelweck und Spitzweck. Inschrift: EX VOTO CASPER GALM V BARBARA DESEN EHEWEIB ANO 1803 Künstler: „Mudauer Meister“ |
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4 | 1803 | „Im Ort“ | am Kastell | Abb. unten links |
5 | 1804 | „Im Katzenloch“ | südlicher Ortsausgang | Abb. unten mitte |
6 | 1. Hälfte 19. Jh. | „In der Wagenlücke“ | nordwestlicher Ortsrand | Abb. unten rechts |
- | 1840 | „Im Euterberg“ | nördlich von Hesselbach | Im Sommer 2012 zerstört; die Basis befindet sich noch in situ, die Säule liegt daneben, die Bildplatte ist verschwunden. |
Steinkreuze
Ebenfalls Kulturdenkmale sind drei schlichte steinerne Kreuze. Bis auf eines, dessen Vorderseite die Axt eines Holzfällers oder Zimmermanns darstellt, tragen sie keinerlei Verzierungen, Inschriften, Jahreszahlen oder stilistische Merkmale, mit deren Hilfe eine Datierung möglich wäre. Die Beweggründe, die zu ihrer Aufstellung führten, sind ungewiss. Solche Steinkreuze wurden im Mittelalter oft an Stellen errichtet, an denen jemand schuldlos, aber ohne vorher noch die Sterbesakramente empfangen zu können, zu Tode gekommen war. Vorübergehende hatten so die Möglichkeit, für die Seele des Verunglückten oder Ermordeten Fürbitten zu beten. [2] Möglicherweise handelt es sich bei den Hesselbacher Kreuzen aber auch zum Teil um „Sühnekreuze“, die zur Sühne eines Vergehens oder Verbrechens errichtet worden sind [3] [4]
Die drei Kreuze im Einzelnen:
Material |
Maße in cm |
Datierung | Lage | Beschreibung |
Sandstein | H[Anm. 1]: 89 B: 79 T: 17-22 |
unbekannt | Flur 2/30 „Im Ort“; am östlichen Ortsausgang |
stark verwittertes Kreuz ohne Fase und ohne bildliche Darstellung |
Sandstein | H: 140 B: 88 T: 22 |
unbekannt | Flur 1/197 „Steinetsfeld“ bzw. „Spitzacker“; an der Straße nach Schloßau |
Kanten des Kreuzes mit deutlich ausgeprägten Fasen, ohne bildliche Darstellung (Abb. Mitte) |
Sandstein | Höhe: 135 Breite: 105 Tiefe: 20-28 |
um 1500 | Flur 2/65 „Oberm Brunnen“; auf einer Wiese bei der Kirche |
Kreuz ohne Fase. Auf der Schauseite befindet sich die Darstellung der Axt eines Zimmermanns oder Holzfällers in flach
erhabener Relieftechnik. Der Typ der Axt war im ausgehenden 15./beginnenden 16. Jahrhundert in Gebrauch. [5][6] (Abb. rechts) |
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Belege und Anmerkungen
Belege
[ 1], [ 4] Auf der offiziellen Webpräsenz der Denkmalpflege Hessen.
[ 2] Friedrich Mössinger: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde (AHG), Neue Folge 19, Darmstadt 1936, S. 49-98.
[ 3] Eberhard Rosewick: Hesselbach. Ortsgeschichte eines Höhendorfes im Hinteren Odenwald. Hesselbach, 1949,S. 92–94.
[ 4] Fritz Schäfer: Der Einfluss der Volkskunst auf die Verbreitung des Tafelbildstocks im östlichen Odenwald während der 1. Hälfte des 18. Jhdts. Dargestellt am Beispiel zweier Bildstockgruppen aus dem Raum Boxbrunn - Beuchen - Schöllenbach. In: Winfried Wackerfuß (Hrsg.): Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften IV. Breuberg-Bund, Breuberg-Neustadt 1986, ISBN 3-922903-00-2, S. 547–468 und Abb. 1–31.
[ 5] Fritz Schäfer: Der Mudauer Meister. Studie zu den Bildstöcken und zur Person eines Odenwälder Volkskünstlers. In: Winfried Wackerfuß (Hrsg.): Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften III. Breuberg-Bund, Breuberg-Neustadt 1980, ISBN 3-922903-00-2, S. 383–422.
[ 6] Friedrich Karl Azzola: Das spätmittelalterliche Steinkreuz eines Holzfällers, Holzhauers, Zimmermanns bei Hesselbach, Gemeinde Hesseneck im Odenwaldkreis, um 1500. Zur Ikonographie und Funktion einer spätmittelalterlichen Axt mit einem extrem langen Hals. In: Der Odenwald, Bd. 52 (2005), 2, S. 65-75.
[ 7] Friedrich Karl Azzola: Zwei weitere ikonographische Belege (1502/1505) zur langhalsigen und zugleich kurzschneidigen Axt als Zeichen des hesselbacher Steinkreuzes. In: Der Odenwald, Bd. 56 (2009), 4, S. 158-161.
Anmerkungen
[Anm. 1] Höhenmaße oberirdisch gemessen.