Odenwaldlimes
Neckar-Odenwald-Limes ist ein zusammenfassender Begriff für zwei leicht zeitverschiedene und strukturell stark unterschiedliche, frühe Abschnitte des Obergermanisch-Raetischen Limes. Der Neckar-Odenwald-Limes setzte sich zusammen aus dem nördlichen Odenwaldlimes, einem Landlimes mit Kastellen, Wachtürmen und Palisade, der den Main mit dem Neckar verband, und der südlich anschließenden Neckarlinie, einem typischen „Nassen Limes“, bei dem der Fluss die Funktion der Palisade als Annäherungshindernis ersetzte. Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main, entweder beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, und zog von dort aus, sich geschickt die topographischen Gegebenheiten des Odenwaldes zunutze machend, in südliche Richtung bis an den Neckar, den er vermutlich auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Heilbronn erreichte. Die Neckarlinie bildete seine Verlängerung in südliche Richtung bis nach Arae Flaviae auf dem Gebiet der heutigen Stadt Rottweil, wobei sie sich am Verlauf des Flusses orientierte.
Der Neckar-Odenwald-Limes entstand vermutlich im Bereich des Odenwaldlimes in trajanischer,[1] im Bereich der Neckarlinie in domitianischer oder frühtrajanischer und im Bereich der älteren Neckarkastelle in vespasianischer Zeit. Er durchlebte mehrere Umbauphasen und wurde erst mit der Vorverlegung auf die schnurgerade Linie des Vorderen Limes in den Jahren zwischen 159/161 und 165 obsolet.
Lage
Odenwaldlimes
Der Odenwaldlimes nahm seinen nördlichen Anfang am Main auf einer topographischen Höhe von etwa 108 Metern. Ob beim Kastell Obernburg oder beim Kastell Wörth, ist zum gegenwärtigen Stand der Forschung noch nicht endgültig geklärt (vgl. weiter unten zur Anschlussproblematik). Von einem dieser beiden Kastelle aus zog er in südliche Richtung den Bundsandsteinodenwald hinauf, um einen Höhenrücken zu erklimmen, der sich zwischen den Tälern der Mümling (lateinisch: Nemaninga) bzw. des Euterbachs/der Itter im Westen und den Tälern der Mud bzw. der Elz im Osten von Norden nach Süden erstreckte. In seinem ersten Abschnitt bis zum Kastell Schloßau passte er sich, mal in westliche, mal in östliche Richtungen ausgreifend, flexibel dem Gelände an und passierte zwischen den Kleinkastellen Zwing und Seitzenbuche mit 553 m NHN seinen höchsten Punkt überhaupt. Bei Schloßau knickt er von einem zuvor in östliche Richtung beschriebenen Bogen scharf nach Süden ab und strebt im folgenden zweiten Abschnitt in nahezu schnurgerader Ausrichtung dem Neckar entgegen. Der Übergang zum Neckarlimes ist wie der Anfangspunkt des Odenwaldlimes noch nicht geklärt, gerade in jüngerer Zeit haben aufsehenerregende Neuentdeckungen hier für eine aktuell anhaltende Dynamik in der Forschung gesorgt[2] (vgl. auch weiter unten).
In der heutigen politischen Topographie beginnt der Verlauf des Odenwaldlimes auf bayerischem Gebiet, im Landkreis Miltenberg. Er durchquert Hessen und endet in Baden-Württemberg. Dabei passiert er die Landkreise Odenwaldkreis und Neckar-Odenwald-Kreis und endet im Landkreis Heilbronn. Seine Gesamtlänge beläuft sich auf rund 80 Kilometer, die sich im Wesentlichen in dünn besiedelten, dicht bewaldeten oder landwirtschaftlich genutzten Gebieten befinden. Dadurch gehört der Odenwaldlimes zu einer der besterhaltendsten und landschaftlich besonders schön gelegenen Limesstrecken Deutschlands.[3][4][5][6]
Neckarlimes und ältere Kastelle am Neckar
Der Beginn des Neckarlimes liegt in dem Gebiet, in dem Jagst und Kocher in den Neckar münden. Das Kastell Wimpfen gilt gemeinhin als nördlicher Ausgangspunkt dieser Limesstrecke. Die Fortifikationen, die man ihm in der bisherigen Forschung zuordnete, befanden sich alle auf der linken Neckarseite. Im Gegensatz zu den Garnisonen der Odenwaldstrecke wurden diese Kastellplätze zu großen Teilen im Mittelalter und in der Neuzeit überbaut. Die Flusskastelle spätdomitianischer Zeitstellung[A 1] erstreckte sich bis zum Kastell Köngen.
Südlich von Köngen schließt sich noch eine kleine Kastellreihe am Oberlauf des Nackars an, die der vespasianischen Zeit zugeordnet wird und bis nach Rottweil reicht. Daneben sind mit den Kastellen in Ladenburg und Heidelberg noch zwei weitere Kastelle am Unterlauf des Flusses bekannt, die ebenfalls in der Regierungszeit des Vespasian entstanden sind.
WIRD FORTGESETZT!